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„Goldener Kanaldeckel 2024“ prämiert Starkregen-Beratung, Flächenentsiegelung und Rohrbrucherkennung

Zum 17. Mal hat das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur den „Goldenen Kanaldeckel“ verliehen. Dieses Jahr wurden Projekte und Fachleute aus Göttingen, Kalletal und Magdeburg ausgezeichnet. Übergeben wurden die Preise auf dem IKT-Kongress „Agenda Stadtentwässerung 2035“ am 11. September 2024 in Gelsenkirchen. Die Laudationes auf die Preisträger hielt Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert.

Den ersten Platz belegt Ninette Guse, Göttinger Entsorgungsbetriebe (GEB) mit dem Projekt „Starkregenvorsorge in Göttingen“. Ninette Guse ist die Sachgebietsleiterin Grundstücksentwässerung der GEB. Sie und ihr Team haben ein umfassendes Informations-, Beratungs- und Förderangebot für Grundstückseigentümer entwickelt und umgesetzt. Im ersten Schritt haben die Göttinger eine öffentlich zugängliche Starkregengefahrenkarte erstellt, die Überflutungsgebiete visualisiert. Für ihre eigenen Grundstücke können sich Bürger bei der GEB eine individuelle Grundstücksauskunft einholen. Diese beinhaltet ein hochauflösendes Luftbild mit Fließwegen und zu erwartenden Wasserständen. Auf Wunsch können sich Eigentümer vor Ort kostenlos beraten lassen, was sie zum eigenen Schutz tun sollten. Feedbackbögen zeigen, dass dies besonders guten Anklang findet. Im Klimafonds Göttingen gibt es ein Fördermodul „Wasser & Begrünung“. Damit werden Entsiegelungen, Aufkantungen, Bodenschwellen, druckdichte Türen, Zisternen und mehr gefördert. Bis zu 60 % der Kosten übernimmt die Stadt. Um jedoch dieses Projekt überhaupt möglich zu machen, mussten die Göttinger zunächst die niedersächsische Politik überzeugen, das Landeswassergesetz um einen wichtigen Punkt zu ergänzen. Ein neuer § 96a wurde eingefügt, der nun die Finanzierung der kostenlosen Starkregen-Beratung über die kommunalen Schmutzwassergebühren erlaubt.

Auf dem zweiten Platz liegt Ewa Hermann, Gemeinde Kalletal, mit dem Projekt „Klimapark am Schulzentrum in Kalletal-Hohenhausen – eine nachhaltige, klimaangepasste Stadtplanung im ländlichen Raum“. Ewa Hermann ist Fachbereichsleiterin „Planen und Bauen“ in Kalletal, einer ländlich gelegen Gemeinde im Nordosten Nordrhein-Westfalens mit 14 000 Einwohnern. Wie anderswo auch in Deutschland, sind Schulhöfe in Kalletal vielfach immer noch versiegelt. Regenwasser wird meist in die Kanalisation abgeleitet. Ewa Hermann hat den Hof des Schulzentrums ihrer Gemeinde komplett umgestaltet. Dafür entsiegelte sie eine Fläche von 2000 qm und errichtete stattdessen einen „Klimapark“. Ein naturnah bepflanzter, mäandrierender Gewässerlauf wurde angelegt, mit Kies und einem Rigolensystem.

Der dritte Platz ging an Thomas Kaufmann, Städtische Werke Magdeburg (SWM), mit dem Projekt „Rohrbrucherkennung in Echtzeit“. Thomas Kaufmann ist Ingenieur in der „Grundsatzplanung Abwasserentsorgung“ bei den Städtischen Werken Magdeburg (SWM). Weil Abwasserdruckleitungen anders als Freigefälleleitungen nicht mit Kameras inspiziert werden können, hat er ein System erarbeitet, das Rohrbrüche in Echtzeit im Betrieb erkennt. Umweltschäden werden damit in Grenzen gehalten. Mit seinem Modell ist es Thomas Kaufmann gelungen, bereits kleine Leckagen im laufenden Betrieb zu erkennen. So hat es in der Praxis frühzeitig einen Riss in einer Druckleitung DN 600 identifiziert. Die SWM konnte daraufhin gezielt eingreifen und schlimmere Schäden verhindern.

Die Preisträger des Goldenen Kanaldeckels 2024: Thomas Kaufmann, Ninette Guse und Ewa Hermann (erste Reihe) mit IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek und Laudator F. Wolfgang Günthert (Foto: IKT)

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20240924_001

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