Nach dem Nachweis von Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren (circulating vaccine-derived poliovirus type 2, cVDPV2) in Abwasserproben an vier Orten in Deutschland (München, Bonn, Köln, Hamburg) wurden weitere Abwasserproben positiv auf cVDPV2 getestet: aus Klärwerken in Dresden, Düsseldorf und Mainz, wie das Robert-Koch-Institut am 4. Dezember 2024 mitteilte. Aus den Abwasser-Nachweisen könne nicht sicher geschlossen werden, ob cVDPV2 innerhalb Deutschlands zirkuliert oder ob die Viren ausschließlich von Menschen ausgeschieden werden, die sich außerhalb Deutschlands infiziert haben. Von Medien wie der ARD-Tagesschau befragte Wissenschaftler geben Entwarnung: „Das Monitoring des Abwassers, das auch die jetzigen Virenfunde ermöglicht hat, funktioniert gut. Darin sind sich alle Wissenschaftler einig.“ hieß es am 6. Dezember auf der Website der Tagesschau. Das Robert-Koch-Institut wertet die Funde so: „Generell zeigen Nachweise im Abwasser, dass es Menschen im Einzugsgebiet des Klärwerks gibt, die vom Schluckimpfung-abgeleitete Polioviren ausscheiden. Die aktuellen Nachweise zeigen Viren, die bereits eine längere Zeit bestehen und sich genetisch verändert haben (VDPV). Außerdem weist der Nachweis an verschiedenen Standorten in Deutschland auf so genannte zirkulierende VDPV (cVDPV) hin.“
Die Testung von Abwasserproben auf Polioviren erfolgt seit 2021 im Forschungsprojekt „PIA – Polioviren im Abwasser“. Beteiligt sind das NRZ PE (Nationales Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren), das Umweltbundesamt sowie weitere Kooperationspartner. In dem Projekt werden Abwasserproben aus aktuell acht Beprobungsstandorten in sieben Städten regelmäßig analysiert: Mittels Virusanzucht und anschließenden molekularen Methoden (Polymerase-Kettenreaktion, Sequenzierung) wird auf das Vorhandensein von Polioviren getestet. Die verwendeten Methoden entsprechen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Das Robert-Koch-Institut hat die Landesbehörden aller Bundesländer über die weiteren Nachweise informiert und – den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) entsprechend – auch die WHO sowie die Europäische Union (European Centre for Disease Prevention and Control, ECDC).
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