Der Global Nature Fund und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland haben den Crivitzer See in Mecklenburg-Vorpommern zum „Lebendigen See des Jahres 2024“ gekürt. Die Naturschutzorganisatoren verleihen die Auszeichnung jährlich anlässlich des Weltwassertages am 22. März. Mit der Auszeichnung würdigen die Naturschutzorganisationen die kontinuierliche Bemühung engagierter Bürger*innen, den durch Krieg und Abwässer stark belasteten See zu renaturieren. Unter der Wasseroberfläche des Crivitzer Sees verbirgt sich ein Stück deutsche Geschichte: Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurden Zeitzeugenberichten zufolge Waffen, Sprengkörper aller Art, ganze Fahrzeuge und sogar kleinere Panzer in dem aktuell 37 Hektar großen See versenkt – mit verheerenden Folgen für das Ökosystem. Die ungeklärt abgeleiteten Abwässer aus DDR-Zeiten verschlimmerten die Situation. 2015 noch stufte das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern in einem Gutachten den im Westen des Landes gelegenen See als nähr- und schadstoffbelastet ein. Doch trotz der starken Belastung gewinnt die Natur am Crivitzer See langsam und mühsam ihren Platz zurück: Bürgerinitiativen setzen sich seit Jahren für die Renaturierung des Sees ein, für dieses Jahr ist die Gründung des Vereins „Zu neuen Ufern“ geplant. Der Verein wird die Bürgerinitiativen vereinigen und die Planung des Renaturierungsprozesses sowie eines soziokulturellen Entwicklungskonzepts für den See und die Region übernehmen, mit aktiver Bürgerbeteiligung sowie der Beteiligung unterschiedlicher Fachleute.
Der Crivitzer See ist nur eines von vielen vom Krieg betroffenen Ökosystemen weltweit. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat zwischen 1999 und 2009 die Umweltauswirkungen von über 20 Kriegen und Konflikten untersucht – vom Kosovo bis Afghanistan, Sudan und dem Gazastreifen. Dabei hat das UNEP festgestellt, dass bewaffnete Konflikte der Umwelt und den Gemeinden, die von natürlichen Ressourcen abhängig sind, erhebliche langfristige Schäden zufügen.
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